Fichtenschadinsekten

Die Fichte ist bereits unter den heutigen Klimabedingungen sehr anfällig für zahlreiche Schadorganismen. Das Waldschutzrisiko wird sich mit dem Temperaturanstieg deutlich erhöhen. Besonders kritisch sind die rindenbrütenden Borkenkäferarten, die bei günstigen Witterungsbedingungen schnell hohe Populationsdichten aufbauen und in allen Altersphasen bestandsbedrohende Schäden verursachen können. In der Kulturphase ist der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer, in der Jugendphase der Kupferstecher und in der Altersphase der Buchdrucker von besonderer Bedeutung. Holzbrütende Borkenkäfer wie der Gestreifte Nadelnutzholzborkenkäfer besiedeln lagerndes Holz und können hier erhebliche technische Schäden verursachen.

In der Kulturphase tritt darüber hinaus der Große braune Rüsselkäfer stark schädigend auf. Einmalige Kahlfraßereignisse bei Massenvermehrungen der Nonne sind für die betroffenen Fichten meist tödlich, da sie sehr anfällig für Sonnenbrand sind. Fraßschäden durch die Fichtengespinstblattwespe, die Kleine Fichtenblattwespe und die Fichten-Gebirgsblattwespe führen dagegen zu Vitalitäts- und Zuwachseinbußen, die prädisponierend für Folgeschädlinge sein können. Zahlreiche Bockkäferarten und Holzwespen leben in lagerndem Brennholz. Läuse an Fichten verursachen nur bei starkem Befall an Jungpflanzen Wachstumseinbußen.

Rund 40 Borkenkäferarten nutzen Fichten als Wirtspflanzen. Borkenkäfer sind grundsätzlich Sekundärschädlinge, das heißt sie benötigen eine Vorschädigung oder Schwächung ihrer Wirtspflanze, um diese erfolgreich befallen zu können. Dies gilt grundsätzlich auch für den Buchdrucker und den Kupferstecher. Allerdings sind beide Arten befähigt, bei ausreichend hoher Populationsdichte und einer aus dieser resultierenden hohen Angriffsdichte heraus auch vitale Bäume erfolgreich zu befallen.

Buchdrucker und Kupferstecher

Grafik zu Aussehen, Größe und Befallsstellen an Fichten von Buchdrucker und Kupferstecher.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Aussehen, Größe und Befallsstellen an Fichten (Grafik: LWF)

Die Befähigung zum primären Befall macht den Buchdrucker (Ips typographus) und den Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) zu den gefährlichsten Schadinsekten der Fichte. Die jeweilige Nische ist bei Buchdrucker und Kupferstecher über die Rindendicke definiert.

Während sich der 4,2 – 5,5 mm große Buchdrucker in die dickrindigen Stammteile von Baum- und Althölzern einbohrt, verursacht der 1,8 – 2 mm große Kupferstecher Stehendbefall an Jungfichten und befällt den dünnrindigen Kronenraum von Altfichten. Die Larvenentwicklung erfolgt unter der Rinde im Kambialbereich je nach Witterung in 6 – 10 Wochen in einem charakteristischen Brutbild aus Mutter- und Larvengängen.
Luftbilder eines Waldgebietes vor und nach Borkenkäfer.Befall. Fast achtzig Prozent der Waldbestände sind vernichtet und bilden Kahlflächen.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Teile des Ebersberger Forstes vor und nach Sturm sowie Borkenkäfer-Kalamität (Grafik: LWF)

Beide Borkenkäferarten haben ein enormes Vermehrungspotenzial. Je nach Witterungsverlauf können sie unter den gegenwärtigen Klimabedingungen 2 – 3 Generationen im Jahr anlegen. Hinzu kommen noch mehrere Geschwisterbruten je Generation, da die Elterntiere nach erfolgreicher Eiablage die Brutbilder verlassen und ihr Brutgeschäft anderen Orts fortsetzen.

Auch das Befallspotential, v.a. des Buchdruckers ist sehr hoch. Man geht davon aus, dass ein gleichzeitiger Angriff von einigen hundert Käfern ausreicht, um bei vitalen Fichten die Abwehrkräfte (Harzfluss) zu überwinden. Bei Vorschädigungen oder Trockenheit ist die Widerstandskraft des Baumes entsprechend geringer. Für ein Käferjahr mit günstigen Entwicklungsbedingungen lässt sich daraus folgendes Szenario ableiten:

Furchenflügeliger Fichtenborkenkäfer

Der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer (Pityophthorus pityographus) ist mit einer Körpergröße von 1 – 1,5 mm deutlich kleiner als der Kupferstecher. Im Gegensatz zu diesem ist der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer nicht plurivoltin (mehrere Generationen/Jahr), sondern durchläuft ein bis zwei Generationen pro Jahr mit Flugzeiten im Mai und Juli/August. Geschwisterbruten sind möglich. Seiner Größe entsprechend kann er die dünnrindigsten Pflanzen befallen und ist daher als Kulturschädling und an Ästen und Zweigen älterer Bäume, insbesondere in Trockenphasen, waldschutzrelevant.

Kleiner braun-schwarzer Käfer vor weißem Hintergrund.

Abb. 3: Adulter Käfer (Foto: Pest and Diseases Image Library, Bugwood.org)

Holzstämmchen mit Fraßspuren eines Käfers.

Abb. 4: Sternförmiges Fraßbild (Foto: LWF)

Biologie des furchenflügligen Fichtenborkenkäfers

Das Brutbild des furchenflügligen Fichtenborkenkäfers ist sternförmig mit drei bis sechs Muttergängen, die von einer Rammelkammer ausgehen. Die Rammelkammer ist deutlich und tief den Splint schürfend angelegt. Dies ist auch ein Hauptunterscheidungsmerkmal zum Kupferstecher. Bei der Anlage der Muttergänge stoßen sie braunes Bohrmehl aus, das als kleine Häufchen deutlich auf der Rinde zu sehen ist. Entlang der ca. zwei bis fünf cm langen Muttergänge legen die Borkenkäfer ihre Eier ab. Die Larven fressen in unregelmäßig geschlängelten Larvengängen im Bereich des Kambiums, sodass durch die Unterbrechung des Saftstroms befallene Bäume oder Kronenteile absterben. Die Verpuppung erfolgt am Ende der Larvengänge. Nach dem Reifungsfraß der Jungkäfer, der oft das ganze Brutbild zerstört, fliegen die Käfer durch kleine, runde Ausbohrlöcher aus. Die Überwinterung erfolgt überwiegend als Jungkäfer im Brutbild.

Gestreifter Nadelnutzholzborkenkäfer

Die zu verlinkende Seite ist noch in Arbeit.
Nach Abschluss wird auf diese von hier aus verlinkt.

Die Nonne (Lymantria monacha L.) ist eine der bedeutendsten forstlichen Großschädlinge und tritt überall in Bayern an Fichte und Kiefer auf. Zu Massenvermehrungen neigt die Nonne im Flachland und Hügelland (bis etwa 800 m ü. NN.), hier vor allem in Gebieten mit Jahresniederschlägen von 400 bis 700 mm. Bekannte Massenvermehrungsgebiete in Bayern sind der Fichtengürtel der Münchener Schotterebene, der Nürnberger Reichswald, Teile des Oberpfälzer Waldes sowie des Frankenwaldes.

Die letzte großflächige Massenvermehrung der Nonne in Bayern mit einem Befallsgebiet von circa 20.000 ha liegt inzwischen mehr als 25 Jahre zurück.

Sie ist jedoch ein Schädling, der innerhalb von zwei Jahren aus der Latenz in Massenvermehrung übergeht (Lobinger 2012). In Fichtenbeständen reicht oft schon ein einmaliger Kahlfraß, um bereits im ersten Jahr zum Absterben der Bestände zu führen. In Kiefernwäldern kommt es häufig erst nach einem zweiten Fraßjahr zu hohen Absterberaten. Die Prädisposition der Bestände gegenüber nachfolgenden Schädlingen erhöht sich deutlich.

Kiefernstamm mit kleinen dunklen Eiern.

Abb. 5: Eigelege (Foto: G. Lobinger, LWF)

Weißer Schmetterling mit dunkler Zeichnung sitzt auf Baumrinde.

Abb. 6: Imago (Foto: C. Triebenbacher, LWF)

Raupe kriecht auf Kiefernzweig.

Abb. 7: Raupe (Foto: G. Lobinger, LWF)

Mehrere Raupen kriechen an Kiefernstamm herum.

Abb. 8: Raupen (Foto: G. Lobinger, LWF)

Verpuppter Schmetterling sitzt an Baumstamm.

Abb. 9: Puppe (Foto: C. Triebenbacher, LWF)

Biologie der Nonne

Die Nonne ist ein polyphages Insekt. Das bedeutet, dass es nicht auf eine bestimmte Pflanze spezialisiert ist. Die Raupen fressen sowohl an Nadeln als auch an Laub. Als Hauptschädling ist sie aber vor allem in großflächigen Fichten- und Kiefernbeständen zu finden. Die Eiraupen schlüpfen in Abhängigkeit von der Temperatur im April. Sie bleiben noch einige Stunden bis Tage in einem sogenannten »Larvenspiegel« gesellig beisammen, bevor sie in die Baumkrone wandern. Die Larvenentwicklung dauert von April bis Juli und umfasst 5 – 6 Stadien.

Die ersten beiden Larvenstadien spinnen sich bei Beunruhigung (z. B. starkem Wind) ab und können dabei über weite Strecken verbreitet werden. Sie fressen zunächst die Mainadeln und Knospen, dann zunehmend verschwenderisch auch ältere Nadeln und/oder verursachen Löcherfraß an Blättern (Schwerdtfeger 1981). Typischerweise finden sich daher Blatt- und Nadelreste am Boden. Die Verpuppung erfolgt Mitte Mai bis Anfang Juni in Rindenritzen, meist im unteren Stammbereich, aber auch an Ästen oder der Bodenvegetation. Nach einer Puppenruhe von ca. 20 Tagen schlüpfen die Falter im Juli/August. Damit beginnt die Flugzeit der Falter zur Eiablage.

Der Flugzeitraum erstreckt sich je nach Witterung bis in den September hinein. Die unter Rindenschuppen abgelegten Eier überwintern (Wellenstein 1978; Schwerdtfeger 1981; Lemme 2012).

Die Fichtengespinstblattwespe (Cephalcia abietis) gehörte in den 1980er und 1990er Jahren zu den Hauptschädlingen an der Fichte in Bayern. In einem dreijährigen Rhythmus wurden in den höheren Lagen der ostbayerischen Mittelgebirge Fichtenbestände regional wechselnd, zum Teil stark entnadelt (Lemme 2010). Gradationen entstehen meist in 60- bis 120-jährigen Reinbeständen in Höhenlagen von 600 bis 1.000 m ü. NN, seltener im Flachland.

Die bayerischen Schadgebiete liegen im Frankenwald, Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald und Bayerischen Wald. Auch in den letzten Jahren neigt die Fichtengespinstblattwespe zu starker Vermehrung und verursacht nach wie vor zum Teil starke Fraßschäden (Lemme und Petercord 2010). Bei Kahlfraß auch an den Maitrieben kann es zum Absterben der Fichten kommen, ansonsten verursacht Fichtengespinstblattwespe vornehmlich Zuwachsverluste. Dabei erhöht sich jedoch die Prädisposition betroffener Fichten gegenüber Borkenkäferbefall erheblich.

Gelbe gekrümmte Larve im Erdboden.

Abb. 10: Larve (Foto: H. Lemme, LWF)

Grünliches Insekt im Erdboden.

Abb. 11: Junge Wespe (Foto: H. Lemme, LWF)

Schwarze wespe mit roten Beinen krabbelt auf Pflanze.

Abb. 12: Imago (Foto: H. Lemme, LWF)

Lichte Fichtenkrone.

Abb. 13: Schadbild (Foto: H. Lemme, LWF)

Kahlgefressene Fichtenzweige und Gespinstsäcke.

Abb. 14: Gespinstsäcke (Foto: H. Lemme, LWF)

Biologie der Fichtengespinstblattwespe

Die Wespe ist 11 – 14 mm lang, Kopf und Brust sind schwarz mit gelber Musterung, der Hinterleib ist rötlichbraun. Die Larven sind bis zur letzten Häutung graugrün mit verwaschenen Längsstreifen, ab dann goldgelb oder grün. Der Hauptschwärmflug erfolgt Mitte Mai bis Mitte Juni bei sonnigem Wetter. Die Weibchen bewegen sich nach erfolgter Paarung am Baum empor zur Krone, um 4 – 12 Eier ringsum an den Altnadeln abzulegen (Escherich 1942).

Je nach Temperatur schlüpfen die Larven nach 2 – 4 Wochen und legen zarte Gespinströhren an, die später zu größeren Gespinstsäcken zusammenwachsen. In den Gespinsten werden die abgebissenen Nadeln verzehrt, es sammeln sich mit der Zeit zunehmend Kot und Nadelreste an. Der Fraß dauert 6 – 8 Wochen, von der oberen Krone abwärts und erfolgt bevorzugt auf der Sonnenseite.

Im August/September lassen sich die Larven zu Boden fallen und graben sich 5 – 30 cm tief in den Mineralboden ein. Dort überliegen sie ein bis drei Jahre als Eonymphe in einer ovalen Erdhöhle. Die Schlupfbereitschaft der Pronymphe wird mit der Ausbildung des Puppenauges sichtbar. Ein Befall der Bestände wird durch zunehmende Entnadelung der Fichten und die großen rotbraunen Kotsäcke in der Krone sichtbar (Pschorn-Walcher 1982).

Kleine Fichtenblattwespe

Die kleine Fichtenblattwespe (Pristiphora abietina) verursacht in Südostbayern immer wieder beträchtliche Fraßschäden in nicht standortsgemäßen Fichtenbeständen aller Altersklassen Ihr Vorkommen beschränkt sich auf Tieflagenstandorte. Es handelt sich keineswegs um einen neuen Schädling. Bereits aus dem 18. Jahrhundert sind ihr Vorkommen und zahlreiche Massenvermehrungen bekannt.

Kleine Fichtenblattwespe - LWF-Merkblatt 9

Fichtenknospe mit mehreren kleinen Eiern.

Abb. 15: Eier (Foto: LWF)

Fichtenknospe mit mehreren kleinen Larven.

Abb. 16: Larven (Foto: G. Lobinger, LWF)

Mehrere kleine grüne Larven auf einer karierten Tischdecke.

Abb. 17: Larven (Foto: A. Andrae, LWF)

Kleine Wespe sitzt auf einer Fichtenknospe.

Abb. 18: Imago (Foto: G. Lobinger, LWF)

Kahlgefressene Fichtenkrone.

Abb. 19: Schadbild (Foto: G. Lobinger, LWF)

Biologie der Kleinen Fichtenblattwespe

Die Kleine Fichtenblattwespe ist bei der Eiablage auf ein ganz bestimmtes Austriebstadium der Fichtenknospe (frisch abgesprengte Knospenschuppe, noch nicht gespreizte Nadeln) angewiesen. Sie ritzt die Nadeln mit ihrem Sägefortsatz (Pristiphora = die Sägetragende) an, um das Ei in der entstehenden Tasche zu versenken.

Das Schadenspotenzial beruht auf der hartnäckigen und umfassenden Vernichtung der Maitriebe in Gebieten mit Massenvermehrungen. Die befressenen Triebe verfärben sich ab Ende Juni und verleihen der Fichte bei fortgeschrittenem Fraß eine charakteristische Rotfärbung, die schon aus der Ferne erkennbar ist. Besonders erschwert wird die Bekämpfung durch das Überliegen eines Teils der Puppen über ein bis mehrere Jahre in der Bodenstreu.

Zwar befällt die Kleine Fichtenblattwepse alle Altersklassen der Fichte, zählt aber nicht zu den bestandesbedrohenden Schädlingen.

Gebirgsblattwespe

Die Gebirgsblattwespe (Pachynematus montanus) kann, ebenso wie die kleine Fichtenblattwespe, erhebliche Fraßschäden und Zuwachsverluste verursachen. Diese Fraßschäden steigern die Gefahr für einen nachfolgenden Borkenkäferbefall (Kupferstecher, Buchdrucker). Aus diesem Grund muss die forstwirtschaftliche Bedeutung als sehr hoch eingestuft werden.

2011 wurde eine Massenvermehrung im Salzburger Land beobachtet, bei der es sich um die in eigentlich höheren Lagen (ab 600m Seehöhe) vorkommende Gebirgsblattwespe handelte. Die geringen Fangzahlen der kleinen Fichtenblattwespe deuten darauf hin, dass sie aus ihrem Ursprungsgebiet, den Tieflagen unter 600m Seehöhe, verdrängt wird.

Grüne Larve mit olivgrünem Kopf liegt auf einer Tischdecke.

Abb. 20: Larve (Foto: A. Andrae, LWF)

Kleine Wespe sitzt auf einer Fichtenknospe.

Abb. 21: Imago (Foto: A. Andrae, LWF)

Kahlgefressene Fichtenkrone.

Abb. 22: Schadbild (Foto: C. Reichert, LWF)

Biologie der Gebirgsblattwespe

Die Fichtengebirgsblattwespe befällt sowohl Stangenhölzer als auch ältere (80-100jährige) Fichtenbestände. Begünstigt durch trocken-warme Witterung legen die Weibchen hellgelbe Eier einzeln auf die Nadeln der frisch ausgetriebenen Fichtenknospen. Triebe der Seitenäste werden bevorzugt, Terminaltriebe eher gemieden.

Während die Kleine Fichtenblattwespe bei der Eiablage auf ein ganz bestimmtes Austriebstadium der Fichtenknospe (frisch abgesprengte Knospenschuppe, noch nicht gespreizte Nadeln) angewiesen ist, nützt die Gebirgsblattwespe auch Maitriebe zur Eiablage, die schon deutlich gestreckt sind (Triebachse bis ca. 5 cm). Ein weiterer Unterschied zur Kleinen Fichtenblattwespe besteht darin, dass die Gebirgsblattwespe ihre Eier oberflächlich an die Nadeln heftet. Die kleine Fichtenblattwespe versenkt hingegen das Ei in einer selbst geritzten Tasche in der Nadel.

Wie bei allen Blattwespen entwickeln sich aus unbefruchteten Eiern männliche Larven, aus befruchteten dagegen weibliche. Die Junglarven fressen zunächst schartig an den Nadeln der Maitriebe (Abbildung 4), wobei die Nadelreste vergilben, sich aber nicht wie bei der kleinen Fichtenblattwespe kräuseln. Ältere Larven wechseln auf vorjährige Nadeln und fressen dort weiter. Typisch für das Larven-Fraßbild ist eine oft schwach befallene Wipfelregion, die grün bleibt, während das obere Kronendrittel kahlgefressen wird. Die unteren Äste sind meist weniger stark befallen. Je nach Temperatur ist die Larvalentwicklung nach etwa drei bis sechs Wochen abgeschlossen.

Die Larven baumen Mitte bis Ende Juni ab und spinnen sich in der Bodenstreu in einen Kokon ein. Der Kokon ist oval, zylindrisch und mit etwa 7-8 mm deutlich größer als jener der Kleinen Fichtenblattwespe. Außerdem werden Partikel aus Nadelstreu und Erde in den Kokon eingearbeitet, sodass die Oberfläche eine raue Struktur aufweist, während die rötlichen Kokons der Kleinen Fichtenblattwespe glatt sind. Die eigentliche Verpuppung erfolgt im darauf folgenden Frühjahr. Die Generationsdauer der Fichtengebirgsblattwespe ist in der Regel einjährig.

Großer Brauner Rüsselkäfer

Großer Brauner Rüsselkäfer (Hylobius abietis)

Der Große Braune Rüsselkäfer (Hylobius abietis) ist eine der größten Gefahren bei der Kulturbegründung mit Nadelholz. Auch wenn die Pflanzung von Fichten rückläufig ist, spielt er auf vielen Sturmwurf- und Kalamitätsflächen eine große Rolle.  Mehr

Bockkäfer

Im Zuge der Energiewende gewinnt Holz als Energieträger wieder zunehmend an Bedeutung. Immer öfter legen sich auch Haushalte einen Brennholzofen zu, die bisher nichts mit Wald, Forst oder Holz zu tun hatten. Wird das Holz vor dem Verfeuern vor dem Haus oder im Haus zwischengelagert, so kann es sein, dass der Besitzer Käfer oder Spuren von Fraßtätgkeit im Holz entdeckt, die zu großem Erstaunen und nicht selten zu Besorgnis um das verbaute Holz im Haus führen.

In den allermeisten Fällen handelt es sich um Bockkäfer, selten um Prachtkäfer, Nagekäfer oder Holzwespen. Die Familie der Bockkäfer (Cerambycidae) zeichnet sich durch relativ große Käfer mit auffällig langen Fühler und knotigen Fühlergliedern und kräftigen Beinen aus. Die Larven leben meist in querovalen, dicht gefüllten Larvengängen unter der Rinde oder im Holzkörper. Die Verpuppung findet entweder in einem mit Nagespänen gefüllten Nest oder in einem charakteristischen Hakengang statt. Das Ausflugsloch der Jungkäfer ist ebenfalls queroval.

Bockkäfer verursachen physiologische Schäden am lebenden Baum und technische Schäden unmittelbar durch ihre Fraßtätigkeit im Holzkörper. Bei Nadelbäumen wird zudem die Verblauung des Holzes gefördert.

An Fichte sind u.a. folgende Bockkäfer-Arten typisch:

  • An Holz mit hoher Feuchtigkeit: Fichtenbock, Schneiderbock, Bäckerbock
  • An Holz mit geringer Feuchtigkeit: Hausbock, Blauer Scheibenbock, Düsterbock, Halsgrubenbock, Mulmbock

Brennholz, das in den Wintermonaten geschlagen und gespalten über einen Sommer luftig gelagert wurde, ist vergleichsweise selten von Insekten besiedelt. Sollten dennoch aus den Holzscheiten Insekten hervorkrabbeln, handelt es sich meist um Bockkäfer, die eine hohe Holzfeuchte bevorzugen, seltener um Prachtkäfer. Trockenes und entrindetes Holz wird von diesen „Frischholz-Insekten“ nicht angegriffen. Deshalb geht von diesen Käfern für verbautes Holz oder Möbel meist keine Gefahr aus.

Die Befürchtung, bei den im Brennholz vorgefunden Insekten könnte es sich um den bekannten Hausbock handeln, ist meist unbegründet. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieses „Trockenholzinsekt“, das für verbautes Nadelholz ausgesprochen gefährlich ist, mit waldfrischen Brennholz eingeschleppt wird.

Weiße Larve mit gelb-braunem Kopf kriecht auf Baumstamm entlang.

Abb. 23: Larve (Foto: C. Triebenbacher, LWF)

Hellbrauner Käfer mit schwarzem Kopf und langen Fühlern.

Abb. 24: Käfer (Foto: Steven Valley, Forestry Images)

Fichtenstamm mit Bohrloch eines Käfers.

Abb. 25: Schadbild (Foto: C. Triebenbacher, LWF)

Holzwespen

Holzwespen (Siricidae) sind Frischholzbewohner an Nadelholz (vor allem Fichte, Kiefer, Tanne. Lärche), seltener an Laubholz. Häufige Vertreter sind die Gemeine Holzwespe (Sirex juvencus), die Riesenholzwespe (Urocerus gigas) und die Blaue Fichtenholzwespe (Sirex noctilio). Sie gehen an kränkelnde, stehende oder liegende Stämme mit ausreichend Holzfeuchte für die Eiablage. Holzwespen zeigen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, wobei die Weibchen größer und beide auffällig gefärbt sind. Auch wenn die Holzwespen durch ihre Größe (3-4 cm), ihre langen borstenförmigen Fühlern und durch die langen Legeröhren der Weibchen recht imposant wirken, sind sie völlig ungefährlich und stechen auch nicht.

Biologie der Holzwespen

Die Entwicklungsdauer von Holzwespen ist temperatur- und holzfeuchteabhängig und liegt bei zwei bis vier Jahren. Die Weibchen legen ihre Eier im Sommer mithilfe eines langen Legebohrers in frisches Holz. Die Larvengänge sind kreisrund und mit Bohrmehl gefüllt. Die weißen Larven besitzen nur schwache Brustfüße und ernähren sich nicht vom Holz, sondern vom Myzel eines Pilzes, der bei der Eiablage mit in das Brutsystem eingebracht wird. Der zylindrische Larvengang ist fest mit Bohrmehl verstopft. Die fertig entwickelten Holzwespen fressen sich durch bis zu 10 Millimeter große, kreisrunde Ausbohrlöcher nach draußen. Sie sind nicht fähig zur Nahrungsaufnahme und sterben nach wenigen Tagen.

Aufgrund der mehrjährigen Entwicklungsdauer schlüpfen Holzwespen auch aus verbautem Holz oder aus Brennholz. Holzwespen fressen sich dabei auch durch Baustoffe, die auf dem Holz aufliegen, wie beispielsweise Dachpappe oder Rigips. Am verbauten Holz entwickelt sich ein Befall nicht weiter.

Fichtengallenläuse

Große, „Ananasgallen“ an Fichtentrieben sind die Folge eines Befalls mit Fichtengallenläusen der Gattung Sacchiphantes. Die beiden bekanntesten Vertreter sind die Grüne Fichtengallenlaus (Sacchiphantes viridis) und die Gelbe oder Ananas-Fichtengallenlaus (S. abietis). Des Weiteren treten auch die Rote oder Frühe Fichten-Kleingallenlaus (Adelges laricis) mit ihren gelbgrünen, später braunen Erdbeergallen an verkümmerten Maitrieben in Erscheinung. Später im Jahr trocknen die Gallen ein, verbraunen und verholzen.

Gallenläuse sind Pflanzensaftsauger und befallen Bäume bis in Stangenholzalter. Bei mehrjährigem Befall sind Wachstumsdeformationen und –einbußen die Folge. Trocken-warme Witterung begünstigt Läusepopulationen. Die Schäden sind meist gering, Gegenmaßnahmen nicht erforderlich.

Biologie der Fichtengallenläuse

Die Pflanzenläuse benötigen zwei Jahre, um ihre Entwicklung vollständig zu durchlaufen. Dabei führen die grüne und die gelbe Fichtengallenlaus einen Wirtswechsel von ihrem Hauptwirt Fichte auf den Nebenwirt Lärche durch. Die rote Fichtengallenlaus verbleibt in ihrer Entwicklung auf Fichte. Durch das Saugen der Läuse entstehen an den Trieben die typischen Gallen, in denen sich im Frühjahr die Larven befinden. Am Fichtentrieb endständige Gallen lassen auf einen Befall der Roten Gallenlaus schließen, die etwas größeren und an der Triebbasis befindlichen Gallen auf einen Befall der Grünen und Gelben Fichtengallenlaus.

Fichtenquirlschildlaus

Das Vorkommen der Großen und Kleinen Fichtenquirlschildlaus (Physokermes piceae, Physokermes hemicryphus) erinnert an aufgeblasene Kaffeebohnen im Bereich des Feinreisigs von Fichten. Die beiden Arten sind sich in ihrer Entwicklung sehr ähnlich und unterscheiden sich nur in ihrer Größe. Fichtenquirlschildläuse sind in Fichtenbeständen weit verbreitet. Trocken warme Witterung fördert die Läusepopulation. Bei Massenvermehrung können aufgrund der Saugtätigkeit Triebe oder ganze Kronenteile absterben. Bevorzugt werden Fichten im Dickungsstadium, bei Massenvermehrung auch ältere Fichten. An den geschwächten Fichten ist nachfolgend häufig mit Kupferstecher und Buchdruckerbefall zu rechnen.

Für Imker sind die Quirlschildläuse von enormer Bedeutung für die Fichtentracht. Die Läuse saugen zuckerhaltigen Saft aus Bast und Nadeln der Triebe und scheiden ihn als Honigtau wieder aus, der von den Bienen gesammelt und zum geschätzten Waldhonig weiterverarbeitet wird.

Biologie der Fichtenquirlschildlaus

Beide Lausarten entwickeln nur eine Generation mit einer festen Abfolge von Entwicklungsstadien im Jahr. Die Weibchen, die an den vorjährigen Trieben leben, bilden eine Brutblase aus, in die sie im Spätfrühling ihre Eier legen. Nach dem Tod der Mutterlaus schlüpfen im Frühsommer die Larven aus der Brutblase. Die Larven überwintern unter den Knospenschuppen des obersten Quirls am Zweig. Nach einer Häutung legen die Weibchen im Frühjahr wiederum ihre Eier. Nur die Männchen sind im Frühjahr flugfähig und sitzen an der Unterseite der Nadeln unter einer Wachswollschicht.

Ansprechpartner