Fichtenaltholz mit Buchenvoranbau

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auch: Scheinakazie, Englisch: Black Locust
Die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia L.) - Baum des Jahres 2020

Biene summt vor weißen Blüten.

Die Robinie stammt aus Nordamerika und wird in Europa seit über 400 Jahren angebaut. Als äußerst lichtbedürftige Pionierbaumart wächst sie auf einer Vielzahl von Standorten. Sie findet als Park- und Stadtbaum Verwendung.

Im Klimawandel ist sie insbesondere dort eine interessante Alternative, wo andere Baumarten an ihre Grenzen stoßen. Robinien können Luftstickstoff binden und so zur Bodenverbesserung beitragen. Sie ist auch bei hohem Wärmegenuss weiterhin eine risikoarme Alternative. Ihre potenzielle Invasivität auf Trocken- und Magerrasenstandorten außerhalb des Waldes sollte allerdings beim Anbau berücksichtigt werden.

Online-Tagung zur Robinie von LWF und SDW am 25. Juni 2020

Traditionell richten die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. - Landesverband Bayern - gemeinsam eine Tagung zum jeweiligen Baum des Jahres aus.
Aufgrund der Corona-Krise wurde die Tagung heuer als Online-Tagung ausgerichtet.

Verbreitung

Alter stattlicher Baum steht vor einer Kirche in einer Stadt.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Robinie als Stadtbaum (Foto: G. Aas)

Ihr natürliches Verbreitungsgebiet hat die Robinie im Osten der USA. Dort teilt sich das Areal in zwei große Vorkommen im Landesinneren. Im Osten erstreckt sie sich über die Appalachen von Pennsylvania bis nach Alabama. Westlich des Mississipi kommt sie vor allem auf dem Ozark-Plateau in Arkansas, Missouri und Oklahoma vor, dazwischen sind kleinere isolierte Populationen bekannt. In ihrem Ursprungsgebiet kommt sie in Höhen von 150 bis knapp über 1.600 m in den Appalachen vor.

In Europa ist die Robinie in fast allen Ländern verbreitet. Ein Anbauschwerpunkt liegt in Ungarn, wo sie auf rund 420.000 ha (etwa 22 % der Waldfläche) stockt. Auch in Frankreich und Rumänien wird sie häufig angebaut. Ihre vertikale Verbreitung in Europa reicht vom Meeresspiegel bis auf 1.650 m in den Südalpen.

Die Robinie umfasst etwa 0,3 % der Waldfläche in Deutschland mit Schwerpunkten in Brandenburg, Sachsen- Anhalt und Rheinland-Pfalz. In Bayern bedeckt sie ungefähr 0,05 % der Waldfläche (ca. 1.200 ha), in Mittelfranken ist sie häufiger zu finden. Außerhalb des Waldes kommt sie entlang von Straßen, Bahndämmen oder auf Brachen oft vor.

Aufgrund der ausgeprägten genetischer Diversität zwischen einzelnen Populationen und ihrer starken Neigung zur Bildung von Zwischenformen, werden bei der Robinie vor allem Wuchs- und Habitustypen unterschieden, die nicht unmittelbar auf genetischen Analysen basieren. Dabei scheint die Varietät rectissima des Pinnata-Typus besonders geradschaftig und wüchsig zu sein.

Kurzporträt Robinie

Zum Kurzporträt

KlasseSpermatophytina = Samenpflanzen
UnterklasseMagnoliopsida = Bedecktsamige Pflanzen
OrdnungFabales = Schmetterlingsblütenartige
FamilieFabaceae = Hülsenfrüchtler
UnterfamilieFaboideae = Schmetterlingsblütler
Gattung‎‎Robinia = Robinien
ArtRobinia Pseudoacacia L. = Gewöhnliche Robinie
Gestalt

Bis 30 m hoch, BHD bis über 1,0 m, Krone ist sparrig verzweigt und neigt zur Bildung einer Doppelkrone, Äste stehen gedreht am Stamm

Triebe

Mit paarigen Dornen versehen

Knospen

Endknospe fehlt, Seitenknospen in den Blattnarben verborgen

Blätter

ca. 20 - 30 cm lang, wechselständig und unpaarig gefiedert, mit dünnen elliptischen Blättchen

Rinde

Rauhe, dicke Borke, meist grau- bis dunkelbraun, tief gefurcht und häufig längsrissig

Blüten

Weiße gestielte Blüten in Dolden hängend, klassische Schmetterlingsblüten mit grün-rötlichem haarigem Kelch, ergiebiger Nektar für Insekten insbesondere Honigbienen

Früchte

Flache mehrsamige Hülse 5 - 11 cm lang, bleibt nach der Reife oft im Winter am Baum stehen (bis zu einem Jahr) und fällt dann auseinander (Reißen der Nähte)

Bewurzelung

Wurzelt intensiv, bildet reichlich Wurzelbrut und Stockausschläge aus, bindet mittels wurzelknöllchen Stickstoff

Höchstalter

Etwa 200 Jahre

Klimahülle

Diagramm mit einer grünen Fläche für das heutige Vorkommen und mehreren verschiedenfarbigen Kreisen für künftige Klimabereiche der Robinie. Die x-Achse zeigt die Jahresniederschlagssume in mm, die y-Achse die Jahresmitteltemperatur in Grad Celsius.

Abb. 2: Klimahülle der Robinie (Grafik: LWF)

Klima

Die europäische Klimahülle der Robinie ist an den warmen und trockenen Rändern mit der Klimanische der Traubeneiche vergleichbar. Charakteristisch ist bei der Robinie aber die Ausdehnung im feucht-warmen Bereich. Tatsächlich hat sie sich in ihrer Heimat an ein relativ feuchtes Klima mit heißen Sommern angepasst. Diese Vorliebe wird auch in den europäischen Anbaugebieten durch den Verbreitungsschwerpunkt im Bereich zwischen 17,5 und 20 °C Sommertemperatur deutlich. Daneben gibt es aber in Europa den Anbau auch im warm-trockenen Klima. Der Sommerniederschlagsbereich reicht von 175 - 230 mm.
Im Klimawandel kommt es mit voranschreitender Erwärmung zu einer zunehmenden Überschneidung der Klimanische der Robinie mit der Klimahülle Bayerns. Im kalt-feuchten Gebirgsbereichs bleibt sie auch bei starker Klimaerwärmung ausgeschlossen.
Laubwald im Frühling noch ohne Blätter.

Abb. 3: Robinienbestand (Foto: B. Meyer-Münzer, LWF)

Weiße große Blütendolden eines Waldbaums.

Abb. 4: Robinienblüte (Foto: B. Meyer-Münzer, LWF)

Zweig eines Baums mit vertrockneten Früchten in Schoten.

Abb. 5: Früchte (Foto: G. Aas)

Zweig eines Laubbaumes mit einigen Blättern. Dornen sind an den Ästen erkennbar.

Abb. 6: Blätter (Foto: G. Aas)

Nahaufnahme von grober grau-brauner Borke eines Baums.

Abb. 7: Rinde (Foto: O. Holdenrieder)

Wasser und Boden

Die Robinie hat einen hohen Anspruch an die Bodendurchlüftung. Stark ausgeprägte stauwasserbeeinflusste Standorte sowie die Überflutungsbereiche sind nicht geeignet. Mäßiger Wassereinfluss und Standorte mit Wasserzug werden toleriert.

Die Robinie hat eine hohe Standorttoleranz bevorzugt aber basenreichere Böden. Mit freiem Kalk im Oberboden kommt sie gut zurecht. Stark verdichtete Böden werden nur mäßig durchwurzelt. Als Schmetterlingsblütler ist die Robinie in der Lage, mit Hilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff zu fixieren und dadurch arme Standorte mit Stickstoff anzureichern und damit aber auch ökologisch zu verändern.

Die Anspruchslosigkeit der Robinie erklärt u.a. die Erfolge bei der Kultivierung von Aufschüttungsböden (z.B. Kippen und Halden). Wegen ihrer stickstoffreichen Blätter ist ihre Streu sehr leicht abbaubar und trägt zu Bodenverbesserung bei.

Bei von hohen Stickstoffeinträgen geprägten Standorten ist vom Anbau aus Boden- und Wasserschutzgründen abzuraten. Wegen ihres relativen hohen Lichtbedarfs hat sich in Mitteleuropa die Mischung mit anderen Licht- und Halbschattbaumarten wie Trauben-, Stieleiche, Kiefer oder Sommerlinde bewährt.

Anbaurisiko im Klimawandel

Die Prognose für die Robinie im Klimawandel ist positiv.
Ihr derzeitige und zukünftige Eignung wird lediglich standörtlich durch ihre Ansprüche hinsichtlich der Basensättigung eingeschränkt, wie z.B. in den ostbayerischen Grenzgebirgen und im Spessart.
Sie ist auch bei hohem Wärmegenuss und zumindest ausreichender Basenversorgung im Unterboden weiterhin eine risikoarme Alternative. Dies gilt auch für die wärmsten Regionen Bayerns, wo die waldbaulichen Optionen aufgrund des Klimawandels deutlich eingeschränkt sind.

Waldbau und Wuchsleistung

Laubholzaufforstung am Rande einer StadtZoombild vorhanden

Abb. 8: Aufforstung (Foto: G. Brehm, AELF FFB)

Da die Robinie auf einer Vielzahl von Standorten stocken kann, sind ihre Zuwachsleistungen sehr variabel. Neben mattwüchsigen, strauchartigen Wuchsformen auf Grenzstandorten erzielt sie auf besten Standorten Zuwachsleistungen auf einem Niveau vergleichbar mit Vogelkirsche, Hainbuche oder Sandbirke. Aufgrund ihres Pioniercharakters besitzt sie ein sehr rasches, aber früh kulminierendes Jugendwachstum, wodurch die maximal möglichen Endhöhen von über 30 m schnell erreicht werden.

Die Robinie ist eine raschwüchsige, lichtbedürftige Baumart mit relativ kurzer Lebensdauer. Sie keimt sehr gut auf Rohböden. Allerdings ist sie sehr anfällig gegen Spätfrost.
Eigenschaften in Stichpunkten: Lichtbedürftiger Pionier, bodenverbessernd, sehr verjüngungsfreudig, stockausschlagfähig, durch Wurzelbrut hohes Invasivitätspotenzial, bei Beschattung konkurrenzschwach, zur Rekultivierung karger Standorte geeignet, stammqualität stark von Herkunft des Pflanzgutes abhängig, Totasterhalter.

Verjüngung: Aus Naturverjüngung, Pflanzung oder Saat; Hohen Lichtgenuss sicherstellen; Einbringung von Schattlaubholz sehr sinnvoll.
Pflege: Frühzeitige Sicherung von 100-150 Optionen einschließlich Mischbaumarten (Abstand 8-10 m). Gegen Ende bemessene Förderung von 100-150 Optionen. Erhalt der Kronenspannung. Eingriff nur, wenn Optionen gefährdet.

Durchforstung: Bei Erreichen einer grünastfreien Schaftlänge von 6-8 m oder BHD 14 cm Umlichtung von 70-100 Z-Bäumen (Abstand 10-12 m) durch Entnahme der Bedränger. Begutachtung der Z-Bäume alle 5 Jahre. Erhalt von Unter- und Zwischenstand notwendig (Wurzelbrut). Gegebenenfalls Wertastung.

Waldschutz

Holzstamm mit geginnender Fäule in der Mitte.Zoombild vorhanden

Abb. 9: Beginnende Fäule (Foto: B. Meyer-Münzer, LWF)

Die Robinie ist aus Sicht des Waldschutzes außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets bisher unauffällig. Eine intensive Weißfäule verursacht der Eschenbaumschwamm an Robinien. Er gilt als Wundparasit, der junge Bäume im Wurzelhalsbereich nach Verletzungen infizieren kann. Ebenfalls Weißfäule können Feuerschwämme aus der Gattung Phellinus und Lackporlinge aus der Gattung Ganoderma verursachen. An älteren Robinien ruft der Schwefelporling Braunfäule hervor.

Durch das „neuartige“ Triebsterben, ausgelöst durch wirtsunspezifische Pilze der Gattungen Fusarium und Nectria werden in den letzten Jahren zunehmend Jungbestände geschädigt.

Der Befall durch Insekten spielt bisher eine untergeordnete Rolle. An der Robinie treten zwei Miniermotten auf: Phyllonorycter robinella und Parectopa robiniella, die sich anhand ihres Befallsbildes auf den Fiederblättchen unterscheiden lassen. Die erstmals 2006 in Deutschland nachgewiesene Robinien-Gallmücke verursacht vernachlässigbare Schäden. Die bisher bei uns bekannten biotischen Schaderreger schränken die Verwendung der Robinie nicht ein.

Artenvielfalt

Biene summt vor weißen Blüten.Zoombild vorhanden

Abb. 10: Biene vor Blüte (Foto: B. Meyer-Münzer, LWF)

Das invasive Potenzial der Robinie sollte differenziert betrachtet werden. Während sie in geschlossenen Wäldern aufgrund ihrer Lichtbedürftigkeit und der dadurch geringen Konkurrenzkraft in der Regel kein invasives Verhalten zeigt, kann es auf trockenen und armen Offenlandstandorten und Eichentrockenwäldern hingegen zu einer starken Ausbreitung kommen. Durch ihre Fähigkeit zur Fixierung von Stickstoff ändert sie darüber hinaus den Bodenzustand.

Zahlreiche Insekten und Spinnentiere konnten an der Robinie nachgewiesen werden, ungefähr 40 Arten besiedeln sie dauerhaft. Darunter sind verschiedene Gallmilben, Blattkäfer, Schild- und Blattläuse oder Faulholzmotten. Ihre Blüten werden durch eine Vielzahl von Insekten bestäubt, unter Imkern gilt sie als sehr gute Bienenweide. Alle Pflanzenteile der Robinie sind giftig, besonders die Rinde und die Samen. Die Robinie wird gerne von Misteln befallen.

Holzverwendung

Starker Wertholzstamm liegt im Winter auf dem Wertholzplatz.Zoombild vorhanden

Abb. 11: Wertholzstamm (Foto: G. Brehm, AELF FFB)

Das Holz der Robinie ist dem unserer heimischen Eichenarten in seinen physikalischen und technischen Eigenschaften sehr ähnlich, übertrifft diese jedoch in Dichte und Festigkeit.

Holzeigenschaften: Das grünlich-braune Kernholz lässt sich gut vom gelblichen Splint unterscheiden. Robinienholz ist ringporig und mit einer mittleren Rohdichte von rund 770 kg/m³ sehr hart. Es ist witterungsfest und unempfindlich gegenüber holzzerstörenden Pilzen und Insekten.
Zwei Haufen von geschälten und ungeschälten Robinienstangen liegen im Wald.Zoombild vorhanden

Abb. 12: Geschälte Stangen (Foto: B. Meyer-Münzer, LWF)

Verarbeitbarkeit: Es ist leicht zu schnitzen, drechseln und lackieren, allerdings lässt es sich schlecht nageln, es schwindet und reißt beim Trocknen.

Einsatzbereiche: Das Holz der Robinie wird zur Herstellung von Furnieren, Möbeln, Sperrholz, Bodenbelägen, Werkzeuggriffen sowie beständigen Pfählen, Pfosten, Palisaden und Masten genutzt. Im Außenbereich lässt es für den Schiffs- und Brückenbau sowie für Spielplätze und Gartenmöbel verwenden. Auch die Gewinnung von Zellstoff und Energieholz – häufig aus Kurzumtriebsplantagen – ist wirtschaftlich interessant.

Blütenreiche Robinien werden für die Produktion von Honig sehr geschätzt.

Weiterführende Informationen zur Robinie