25.10.2023
Überwachung der Kiefernschadinsekten - Blickpunkt Waldschutz Nr. 15/2023
von Cornelia Triebenbacher, Hannes Lemme

Um frühzeitig Populationsschwankungen von Forstschädlingen zu erkennen, ist eine kontinuierliche, routinemäßige Überwachung unverzichtbar. Die Kiefer kann unter günstigen Bedingungen - bei moderaten Temperaturen und guter Wasserversorgung – sehr starke Fraßschäden überleben. Durch die Hitze und Trockenheit der letzten Jahre wurden Kiefern massiv geschwächt. Daher können schon leichte Fraßschäden durch Kiefern-Schadinsekten häufig zu Befall mit Prachtkäfern und Borkenkäfern sowie zum Ausbruch des in allen Beständen vorhandenen Diplodia-Triebsterbens führen. Dieser Schadkomplex kann in einem flächigen Absterben von Kiefernbeständen resultieren.

Die Überwachung der Kiefern-Schadinsekten erfolgte bis 2019 durch die aufwändige Winterbodensuche. Bei dieser wurde im Herbst nach den Überwinterungsformen der Kieferninsekten (Puppen, Kokons, Raupen) gesucht. Die Winterbodensuche wurde 2020 durch das Monitoring mit Lockstofffallen der Forleule sowie die Fraß- und Falterflugbeobachtung von Kiefern- und Heidelbeerspanner sowie der Kiefernbuschhornblattwespe zu verschiedenen Zeitpunkten ersetzt. Die Probegrabung zur Abgrenzung eines potenziellen Schadgebietes im Herbst wird nur bei auffälligen Fangzahlen oder der Beobachtung von Fraßaktivität durchgeführt. Die Revierleiter*innen der Bayerischen Forstverwaltung und der BaySF führen die jährlichen Kontrollen in Absprache mit der LWF durch und melden die Ergebnisse bis Ende September, damit im Fall erhöhter Dichten die Winterbodensuche durchgeführt werden kann.

Das Monitoring der Nonne erfolgt wie bisher über Lockstofffallen.

Forleule

Die Forleule in Bayern befindet sich in der Latenz. Die Fangzahlen in Lockstofffallen liegen auf einem sehr niedrigen Niveau.
Das Monitoring der Kieferneule fand im Zeitraum von Ende Februar bis Ende April 2023 an 139 Fallenstandorten in den potenziellen Gefährdungsgebieten Bayerns statt. Die Fangergebnisse liegen etwas über denen im letzten Jahr (Maximalwert von 76 Faltern an einem Fallenstandort zu max. 44 Faltern in 2022). Die Art befindet sich im gesamten Überwachungsgebiet weiterhin auf Latenzniveau.

Diagramm zeigt Häufigkeit der Falteranzahl je Lockstofffalle bei der Kieferneulenpheromonprognose von 2019-2023

Abb.1: Häufigkeit der Falteranzahl je Lockstofffalle bei der Kieferneulenpheromonprognose von 2019-2023 (© LWF)

Nonne

Die Fangzahlen der Nonne sind im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Puppenhülsensuchen in Beständen mit sehr hohen Fangzahlen ergaben jedoch keinen Hinweis auf kritische Dichten.
Das Monitoring der Nonne mittels Lockstofffallen an Kiefer und Fichte an rund 660 Fallenstandorten in Bayern stellt die erste Stufe in der Überwachung dar. Der Überwachungszeitraum reichte vom 01.07. bis 31.08., um den gesamten Schwärmflug der Nonne bei jährlich unterschiedlichen Bedingungen abzubilden. Wenn an Fallenstandorten die Warnschwelle von 1.000 Faltern je Falle über die Gesamtflugzeit überschritten wird, folgen weitere Untersuchungen.
2023 wurde die Warnschwelle an 11 Fallenstandorten erreicht (gegenüber 9 Standorten in 2022 und 2 Standorten in 2021). Bei den jeweiligen Nachkontrollen (Suche nach Puppenhülsen) an Fallenstandorten mit über 900 Faltern zeigten sich jedoch keine Hinweise auf nennenswerte Dichterhöhungen. Damit befindet sich auch die Nonne weiterhin in der Latenz.

Diagramm zeigt Häufigkeit der Falteranzahl je Lockstofffalle bei der Nonne von 2014-2023

Abb. 2: Häufigkeit der Falteranzahl je Lockstofffalle bei der Nonne von 2014-2023 (© LWF)

Kiefernbuschhornblattwespe

Die Kiefernbuschhornblattwespen haben in diesem Jahr in einigen Regionen eine zweite Generation - die sogenannte Sommergeneration – ausgebildet. Im Raum Nürnberg und Aschaffenburg kam es lokal zu starkem Lichtfraß bis zu kleinflächigem Kahlfraß in Kiefernreinbeständen (siehe Abb. 3 – 7).
Nach unserer bisherigen Erfahrung und den Erkenntnissen der Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern aus der Zeit vor 2015 – also ohne Vorschädigung durch die Trockenjahre – lassen sich die Konsequenzen eines Fraßes folgendermaßen zusammenfassen:
  • Kiefern können bei Restbenadelung bis einschließlich 5% der Lichtkrone überleben.
  • Eine Verblauung des Holzes erfolgt erst im Juni/Juli des Folgejahres; daher sollte für eine ZE-Nutzung der Austrieb im kommenden Jahr für die Einschätzung der Baummortalität abgewartet werden.
  • Die weiteren mittelfristigen Folgen eines mittleren bis starken Fraßes lassen sich derzeit nicht abschätzen: Die Wirkung kann durch kambiophage Insekten wie Kiefernpracht- und Borkenkäfer sowie durch Vorschädigung (bspw. die Trockenheit der vergangenen Jahre, Mistelbefall, Befall mit Sphaeropsis sapinea als Erreger des Diplodia–Triebsterbens) verstärkt werden. Entscheidend wird auch der Witterungsverlauf im Frühjahr 2024 sein.
Auffällige Beobachtungen können Sie uns gern unter waldschutz@lwf.bayern.de melden.

waldschutz@lwf.bayern.de

gelbe Raupen an einem Kiefernzweig

© H. Lemme, LWF

Kiefernkronen mit sehr wenig Benadelung

© A. Hahn, LWF

Kahler Kieferntrieb mit abgefressenen Nadeln

© H. Lemme, LWF

Kiefernzweig mit kleinem, braunen Kokon

© C. Triebenbacher, LWF

Kiefernrinde mit kleinem, braunen Kokon

© G. Lobinger, LWF