Forschungs- und Innovationsprojekt
„Auswirkungen des Klimawandels auf Diversität und Struktur von Gebirgswäldern im Bayerischen Alpenraum“ (Projekt klifW007 )

Alpenpanorama mit Wald im Vordergrund.

Veränderte Rahmenbedingungen, insbesondere die Folgen des Klimawandels, stellen das Ökosystem Bergwald vor große Herausforderungen.

Es ist unbestritten, dass der Alpenraum – und somit auch die Bergwälder – von den Auswirkungen des Klimawandels besonders stark betroffen sind.

Kurzbeschreibung

Umgestürzte Bäume liegen in einem Nadelwald.Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Subalpiner Fichtenwald (Foto: LWF).

Klimaexperten erwarten im Alpenraum eine doppelt so hohe Erwärmung wie im Flachland. Massive Auswirkungen auf die Ökosysteme und Lebensgemeinschaften der Bergwälder sind daher zu erwarten.
Vor diesem Hintergrund ist es notwendiger denn je zu untersuchen, wie sich die klimatischen Veränderungen (insb. Temperaturerhöhung) auf die Arten und Artengemeinschaften in unseren Gebirgswäldern auswirken.
Ziel muss es sein, bereits ablaufende Veränderungen und Entwicklungen aufzuzeigen und zu bewerten und zukünftige Veränderungen zu prognostizieren. Das Projekt soll hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Fragestellungen des Vorhabens

Im Rahmen des Projekts werden die Auswirkungen des Klimawandels auf Struktur und Artenzusammensetzung der Bergwälder im Bayerischen Alpenraum näher untersucht. Dabei werden insb. folgende Ziele verfolgt:
  • Einrichtung eines Höhengradienten von der montanen bis in die hochsubalpine Stufe (830 - 1850 m ü NN) basierend auf bereits bestehenden Naturwaldreservats-Dauerbeobachtungsflächen.
  • Erfassung von (i) Waldstruktur und (ii) Artenzusammensetzung ausgewählter Indikatorgruppen (Bodenvegetation, Vögel, Insekten) entlang des Höhengradienten.
  • Ableitung von Beziehungen zwischen dem Vorkommen der Arten und den die Verbreitung beeinflussenden Umwelt- (insb. Temperatur) und Strukturparametern.
  • Vergleich der aktuellen Struktur- und Artdaten mit historischen Daten (Zeitreihenanalyse) zum Aufzeigen bereits erkennbarer Veränderungen sowie zur Validierung der aus dem räumlichen Nebeneinander abgeleiteten Prognosen.
  • Ableitung von Handlungsempfehlungen für eine – auch aus Diversitätsgesichtspunkten – nachhaltige Bewirtschaftung der Gebirgswälder.
  • Etablierung von Monitoringflächen für eine langfristige Beobachtung von Biodiversitätsveränderungen in der Bergwaldstufe der Bayerischen Alpen.

Methodik

Kartenausschnitt der Bayerischen Alpen bei Garmisch mit vier grün schraffierten Gebieten.Zoombild vorhanden

Abbildung 2: Vier Naturwald-reservate im Werdenfelser Land

Im Wettersteingebirge/Werdenfelser Land befinden sich auf engem Raum die vier Naturwaldreservate Jakelberg (830-1.450 m), Friedergries (840-940 m), Schrofen (840-1.250 m) und Wettersteinwald (1.390-1.850 m).

In der Vergangenheit wurden in diesen Naturwaldreservaten teils sehr umfangreiche Vegetationserhebungen (Bestand, Bodenvegetation) sowie Vogel- und Käferkartierungen durchgeführt.

Somit existieren historische floristische und faunistische Dokumentationen, die den Bereich von der montanen bis in die hochsubalpine Stufe abdecken.
Aufgehängte Falle in einem felsigen Bergwald.Zoombild vorhanden

Abbildung 3: Kreuzfensterfalle zum Fang flugaktiver Insekten im Lärchen-Zirbenwald des Naturwaldreservats Wettersteinwald (Foto: LWF).

Auf dieser Grundlage werden auf ausgewählten und möglichst relokalisierbaren Flächen floristische und faunistische Erhebungen durchgeführt, welche den gesamten Höhen- und Klimagradienten der Bergwaldstufe abbilden. Die Kartierungen entlang des Höhengradienten werden insbesondere dazu genutzt, um die Anpassungen verschiedener Arten/Artengruppen bzw. Lebensgemeinschaften an künftige Klimabedingungen zu prognostizieren. Kennt man die Zusammenhänge zwischen dem Vorkommen der Arten/Artengruppen auf der einen und den die Verbreitung beeinflussenden Klimaparametern (insb. Temperatur) auf der anderen Seite, können mögliche klimabedingte Änderungen in der Artenzusammensetzung vorausgesagt werden.

Soweit möglich werden die aktuellen Aufnahmen entlang des Höhengradienten auch mit den vorhandenen historischen Aufnahmen verglichen. Dadurch können die während der letzten drei Jahrzehnte erfolgten Veränderungen der Waldvegetation und -fauna im Höhengradienten aufgezeigt und interpretiert werden.

Dabei wird insb. der Frage nachgegangen, ob die deutlichen klimatischen Veränderungen im bayerischen Alpenraum bereits zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung der Bergwälder geführt haben (z. B. „Höherwandern" von Arten und/oder Pflanzengesellschaften im Höhengradienten, Verdrängung von Arten).

Die im Projektansatz gewählte Verschneidung des Höhengradienten mit der Zeitreihenanalyse ist besonders zielführend, da durch die Kombination des räumlichen und des zeitlichen Gradienten geprüft werden kann, ob die Prognosen/Modelle, die aus dem räumlichen Nebeneinander abgeleitet werden, tatsächlich durch ein zeitliches Nacheinander bestätigt werden.

Projektinformationen
Status: In Bearbeitung
Laufzeit: 01.04.2021 - 31.03.2024
Projektleitung: Markus Blaschke, Dr. Thomas Kudernatsch, Abteilung 6 "Biodiversität, Naturschutz, Jagd" der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)
Finanzierung: Mittel der Bayerischen Forstverwaltung